Pflügen, Pflanzen, Gießen: In der KiTa St. Antonius in Essen-Freisenbruch wird seit Anfang des Jahres fleißig geackert. Neben einer Naturgruppe betreibt die Einrichtung seit Kurzem ein eigenes Feld, das als zusätzlicher Bildungsraum genutzt wird. KiTa-Leiter Danny Bomblatus berichtet von dem Projekt „Acker-KiTa“ und den Besonderheiten des Schwerpunkts „Natur- und Erlebnispädagogik“.
Lieber Herr Bomblatus, erzählen Sie uns doch kurz etwas über sich und die KiTa St. Antonius. Warum sind Sie pädagogische Fachkraft geworden?
Schon in jungen Jahren habe ich den Entschluss gefasst, pädagogische Fachkraft zu werden. Da ich gerne im sozialen Bereich arbeiten wollte, habe ich bereits während meiner Schulzeit Praktika in Kindertageseinrichtungen absolviert und dadurch meinen beruflichen Weg geebnet. Ich habe mich also bewusst und mit großer Freude – die bis heute anhält – für einen Job im pädagogischen Bereich entschieden.
Seit 2000 bin ich gelernter und staatlich anerkannter Erzieher. Zunächst in Mülheim als Fachkraft angestellt, übernahm ich in 2004 die KiTa-Leitung in St. Antonius. Hier betreuen wir als 14-köpfiges Team 60 Kinder im Alter von ca. drei bis sechs Jahren. Wir verfügen über drei Gruppen, davon eine Gruppe mit dem Schwerpunkt Natur- und Erlebnispädagogik.
Für das konstruktive und wertschätzende Miteinander in unserem Team bin ich sehr dankbar! Die Kolleg/innen sind total motiviert, wir tauschen uns regelmäßig aus und ergänzen uns super. Und natürlich verbindet uns unser Ziel: die Kinder in den Mittelpunkt zu stellen und sie behutsam und spielerisch auf die Zukunft vorzubereiten! Diese wertvolle Zusammenarbeit ist für uns die Basis, um die Qualität in unserer KiTa weiterzuentwickeln und gemeinsam Ideen für den pädagogischen Alltag umzusetzen.
Wie genau kam es zum Schwerpunktbildung „Natur- und Erlebnispädogik?“
Naturnahe Aktivitäten sind Urlaub für die Seele und sehr entschleunigend, für Erwachsene und Kinder gleichermaßen. Die Kolleg/innen und ich haben immer wieder gemerkt, wie wohl sich die Kinder im Freispiel an der frischen Luft fühlen. Sie können sich entfalten und ihrem Entdeckergeist nachgehen – das wollten wir mit einem pädagogischen Schwerpunkt gerne noch mehr fördern.
2014 habe ich stellvertretend für den KiTa Zweckverband am deutschen KiTa-Leitungskongress teilgenommen und im Rahmen der Veranstaltung mehr über den Schwerpunkt der Natur-, Erlebnis- und Waldpädagogik erfahren. Zusätzliche Naturgruppen haben nicht nur den Vorteil, die Umwelt, in der wir leben, intensiv zu erfahren und wieder mehr in den Fokus zu stellen. Gleichzeitig können so relativ zeitnah und kostenreduziert neue, dringend benötigte Gruppen geschaffen werden. Das war für mich der Startschuss, um mich für den Schwerpunkt in unserer KiTa einzusetzen.
Doch 2014 war die Zeit noch nicht reif, meine Idee war noch nicht umsetzbar. Erst 2020 wurde das Vorhaben endlich Realität: Seitdem verfügt die KiTa St. Antonius über den sogenannten „Fuchsbau“ – eine Natur- und Erlebnisgruppe, in der 16 Kinder betreut werden und viel Zeit in der Natur verbringen.
Wie gestaltet sich der Schwerpunkt konkret in der KiTa?
Auf dem KiTa-Gelände steht nun seit rund zwei Jahren ein Bauwagen, in dem die Naturgruppe angesiedelt ist. Bei der Anmeldung können die Eltern entscheiden, ob ihr Kind im „Fuchsbau“ betreut werden soll oder nicht. Entscheiden sie sich dafür, heißt das, dass ihre Kinder den Großteil ihrer Zeit an der frischen Luft und in der Natur verbringen. Doch auch die Kinder in den regulären Gruppen im Haus haben natürlich die Möglichkeit, stunden- oder tageweise die Naturgruppe zu besuchen. Hier sind wir flexibel und überlassen die Entscheidung den Kindern.
Die Nachfrage ist groß und zeigt uns, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben. Viele Kinder möchten den Fuchsbau besuchen, die Natur entdecken und mehr über die Pflanzen und Tiere in unserer Umwelt erfahren. Auch die Resonanz in der Elternschaft ist positiv, sie freuen sich, dass ihre Kinder für die Themen Natur, Ernährung und Bewegung sensibilisiert werden.
In unserer KiTa haben wir schon immer sehr naturnah gearbeitet und unter anderem eine Wald-AG angeboten, Kräuterschnecken und Hochbeete bepflanzt und das Wachstum der Pflanzen analysiert. In der Natur stehen in nahezu unbegrenzter Menge und Vielfalt Spielmöglichkeiten, Bau -und Gestaltungsmaterialien zur Verfügung, die die Phantasie, Kreativität und Eigeninitiative der Kinder anregen und die Verbundenheit zur Schöpfung fördern. Ich bin dankbar, dass die Kolleginnen in der Naturgruppe diesen wertvollen Schwerpunkt mit viel Herzblut und Engagement übernommen haben und seitdem mit großer Freude ausfüllen.
Um unserem Schwerpunkt noch weiter zu stärken, sind wir seit Anfang des Jahres außerdem als „Acker-KiTa“ unterwegs.
Was sind die Besonderheiten einer „Acker-KiTa“?
Eine KiTa-Mutter ist auf den „Acker e.V.“ aufmerksam geworden, der das Bildungsprogramm „AckerRacker“ anbietet. Es ist toll, dass wir im Rahmen der guten partnerschaftlichen Beziehung mit den Familien immer wieder um solch wertvolle Ideen bereichert werden.
Im Programms geht es darum, das Bewusstsein für selbst angebautes Gemüse zu stärken. Für die nächsten drei Jahre sind wir nun Teil des Programms, bevor wir es selbstständig weiterführen werden. Der „Acker e.V.“ stellt uns hilfreiches Wissen rund um das Ackerjahr auf einer Lernplattform zur Verfügung und unterstützt uns beispielsweise bei Pflanzworkshops.
Nach einigen bürokratischen Hürden konnten wir Anfang des Jahres endlich eine Ackerfläche von der Stadt Essen pachten und sind seitdem fleißig am Ackern. Sinn des Projektes ist es, den Kindern, Familien und natürlich auch uns das Ackern mit all seinen Facetten näherzubringen. Wir erfahren, welche Arbeit dahintersteckt, lernen die verschiedenen Gemüsesorten kennen und verstehen die Besonderheiten und Zyklen eines Ackerjahres. Es macht allen Beteiligten Freude, die Natur zu entdecken und unsere eigenen Lebensmittel zu produzieren. Auf dem Acker gibt es einen kleinen Versammlungsplatz, ein Insektenhotel, ein paar Gemeinschaftshochbeete für die Tagespflegegruppen aus dem Stadtteil und eine Bienenblühwiese.
Wir erfahren viel Unterstützung in der Elternschaft und im Stadtteil. Freiwillige konnten sich als „AckerBuddy“ anmelden und unser Projekt dadurch begleiten. Die „AckerBuddys“ erhalten Zugang zur Lernplattform und nehmen regelmäßig an Pflanzaktionen und anderen Veranstaltungen teil.
Was sind die Vorteile der Natur- und Erlebnispädagogik?
Die Kinder haben immer wieder die Gelegenheit, ihrem Bewegungs- und Explorationsdrang im Freien nachzukommen. Im Spiel mit und in der Natur entwickeln sie Phantasie und Kreativität und lernen ihre körperliche Leistungsfähigkeit kennen. Sie können sich frei bewegen und im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein gehen. Dadurch entwickeln sie neben einer besseren Kondition ein Bewusstsein für ihren Körper, stärken ihren Gleichgewichtssinn sowie motorische Fähigkeiten.
Gerade in Zeiten des Klimawandels ist es wichtiger denn je, Kinder mit der Schöpfung vertraut zu machen. Wir entdecken gemeinsam, dass wir auf unsere Umwelt aufpassen müssen und der Naturschutz eine besondere Rolle spielt. Die Kinder erfahren die Natur und unseren Lebensraum ganzheitlich und unmittelbar. Mit allen Sinnen erleben und begreifen sie ihre Umwelt und gehen ihrem Forschungsinteresse nach.
Die Kinder werden zu aktiven Entdecker/innen und lernen, Fragen zu stellen und selbstständig Antworten zu suchen. Gerade die Bedeutung von gesunder Ernährung nimmt in diesem Kontext zu. Wo kommt das Gemüse auf unserem Teller her? Wie wird aus dem Samen eine essbare Frucht? Der Schwerpunkt der Natur- und Erlebnispädagogik ermöglicht es den Kindern, durch das gemeinsame Ausprobieren Antworten auf diese und weitere Fragen zu finden.
Wie zeichnet sich gute pädagogische Arbeit aus?
Für mich bedeutet Qualität vor allem kontinuierliche Weiterentwicklung. Wir reflektieren unsere Arbeit stetig und stecken uns neue Ziele. Basis für den Prozess des Fortschreitens bilden für mich dabei die Freude am Beruf und der Zusammenhalt im Team. Sind diese beiden Faktoren gegeben, fällt es viel leichter, gemeinsam neue Wege zu beschreiten und sich weiterzuentwickeln.
Für mich persönlich zeichnet sich Qualität in der Einrichtung nicht über Zertifikate aus, denn was zählt, ist die Praxis im pädagogischen Alltag. Doch gerade für Außenstehende und interessierte Eltern sind Zertifikate ein guter Nachweis, um die gelebte Praxis sichtbar und messbar zu machen.
Nach der Auszeichnung und Rezertifizierung als Familienzentrum haben wir uns auf den Weg zum KTK-Qualitätsbrief gemacht. Da wir durch diese beiden Zertifizierungen ganz gut im Flow waren, haben wir noch die Zertifizierung „Qualität im Waldkindergarten“ umgesetzt. Natürlich sind die Zertifizierungsprozesse zeitintensiv und der Personalschlüssel zeigt uns zwischenzeitlich Grenzen auf. Doch insgesamt haben sich die Bemühungen gelohnt. Vor allem der KTK-Qualitätsbrief hat uns die Qualität unserer Arbeit bewusst gemacht, unsere Arbeitsabläufe optimiert und die eigene Wahrnehmung unserer Rolle als KiTa-Leitung bzw. als pädagogische Fachkraft gestärkt.
Radio Essen berichtet über die Acker-KiTa: https://www.radioessen.de/artikel/acker-kita-in-essen-kinder-bauen-gemuese-an-ein-herzensprojekt-1335825.html
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