Der KiTa Zweckverband im Bistum Essen ist Träger von über 250 katholischen Kindertages-einrichtungen. Rund 3.000 Menschen wirken tagtäglich daran mit, 16.000 Kindern Bildung, Betreuung und Erziehung zu bieten.
Damit die Kinder im Mittelpunkt stehen und die pädagogischen Fachkräfte sich ihnen individuell und mit voller Aufmerksamkeit zuwenden können, müssen die Rahmenbedingungen bestmöglich gestaltet sein. Verantwortung tragen sowohl Träger als auch Politik.
Bildung
Die wissenschaftliche Forschung betont die Bedeutung der frühen Bildung in den ersten sechs Lebensjahren. Damit wird der KiTa als erste Bildungseinrichtung eine besondere Rolle zuteil. Kindertageseinrichtungen erfüllen einen wichtigen gesellschaftlichen Auftrag, weil die pädagogischen Fachkräfte die individuelle Identitäts- und Persönlichkeitsentwicklung der Kinder stärken und fördern und dadurch die nachkommende Generation auf eine sich rasant verändernde Welt vorbereiten. Es braucht resiliente und starke Kinder in dieser Gesellschaft!
In der elementarpädagogischen Arbeit des KiTa Zweckverbandes steht das Kind im Mittelpunkt. Das heißt seine Einzigartigkeit, sein Entwicklungsstand und seine Lebensumstände sind Ausgangspunkt für die individuelle Förderung, die ihm zusteht. Um auch diejenigen zu schützen und zu unterstützen, die in unserer Gesellschaft oftmals keine Stimme haben, legt der KiTa Zweckverband einen besonderen Schwerpunkt auf die Themenfelder Kinderschutz, Inklusion und Demokratiebildung.
Der KiTa Zweckverband möchte seine große Verantwortung, die damit verbunden ist, angemessen wahrnehmen. Dafür braucht es mehr politisches Vertrauen in professionelle Trägerstrukturen. Von der künftigen Landesregierung wünscht sich der KiTa Zweckverband zudem mehr pädagogische Weitsicht und das Verständnis für die Notwendigkeit, Bildungsprozesse individuell und ganzheitlich zu gestalten. Das betrifft insbesondere die Raummatrix, die dringend in Bezug auf Alter, Förderbedarfe und Sozialraum weiterentwickelt werden muss. Gleiches gilt für die Standards der Fachberatung, die unbedingt Verbindlichkeit erfahren müssen, denn durch eine qualitative Fachberatung erhöht sich folglich die Qualität der Bildungsarbeit in den Kindertageseinrichtungen und damit der entsprechende Erfolg.
Personal
Das Arbeitsfeld der Elementarpädagogik ist in den vergangenen beiden Jahrzehnten so stark gewachsen wie kaum ein anderes. Eine steigende Nachfrage seitens der Familien steht einem zunehmenden Personalbedarf gegenüber. Diese Diskrepanz gilt es aufzulösen, weshalb rasche und nachhaltige Lösungen zwingend erforderlich sind.
Um erfolgreiche Bildungsarbeit leisten zu können, ist das Thema Personal auch im KiTa Zweckverband stark im Fokus. Die Mitarbeitenden sind aus Sicht des KiTa Zweckverbandes der Erfolgsfaktor zur Erfüllung des gesellschaftlichen Auftrags, qualitative frühkindliche Bildung zu leisten. Es reicht nicht aus, nur kluge Konzepte zur Gewinnung, Bindung und Weiterentwicklung zu realisieren. Der KiTa Zweckverband setzt sich dafür ein, das Image dieses Berufsstandes öffentlichkeitswirksam zu verbessern und seine gesellschaftliche Relevanz zu betonen. Außerdem forciert er die Zusammenarbeit von multiprofessionellen Teams, um durch die entsprechenden Kompetenzen das Spektrum von pädagogischen Themenfeldern sowie Spiel- und Lernangeboten zu erweitern und Kindern einen vielfältigen Entwicklungshorizont zu bieten – und gleichzeitig Spielraum in der Stellenbesetzung zu gewinnen.
Um dem Fachkräftebedarf zu begegnen und gleichzeitig Qualitätsstandards zu halten und zu verstetigen, ist auch die Politik gefragt. Die Qualifizierung von Fachkräften beginnt in der Ausbildung, die dringend einer Optimierung unterzogen werden muss. Insbesondere eine bessere Verzahnung von Theorie und Praxis ist geboten – das inkludiert vor allem die Verankerung der Praxisanleitung im Hinblick auf Qualifizierung, Freistellung und Refinanzierung. Gleichzeitig ist die Stärkung der Fach- und Führungskräfte in den Blick zu nehmen. Träger brauchen mehr Flexibilität beim Personaleinsatz, eine Erweiterung der Personalverordnung ist unausweichlich. Auch bei diesem Thema ist ein größeres Vertrauen in kompetente Träger notwendig.
Finanzierung
Die Qualität in der frühkindlichen Bildung ist nicht unabhängig von der Gesetzesgrundlage zur Finanzierung zu betrachten. Das seit August 2008 in Nordrhein-Westfalen (NRW) geltende Kinderbildungsgesetz (KiBiz) wurde zwar schon dreimal reformiert, weist aber noch immer einen erheblichen Nachbesserungsbedarf auf.
Schon im Bereich der Personalkostenfinanzierung zeigt das KiBiz Schwächen. Es müssen mittel- bis langfristig genügend Mittel zur Verfügung stehen, um in die Qualifizierung der Mitarbeitenden investieren und einen pädagogisch vertretbaren Fachkraft-Kind-Schlüssel aufrechterhalten zu können.
Der KiTa Zweckverband schätzt die Trägervielfalt in NRW und die daraus resultierende Unabhängigkeit in einzelnen Prozessen und Themenfeldern. Unter anderem ist es dem Verband wichtig, seine rund 3.000 Beschäftigten jetzt und auch künftig nach Tarif zu bezahlen und ihnen dadurch ein sicheres und planbares Einkommen zu garantieren. Tarifsteigerungen werden jedoch aktuell mit der Berechnungslogik der jährlichen Steigerungsrate nicht vollständig abgedeckt, insbesondere nicht unter Berücksichtigung des hohen Altersdurchschnitts der Beschäftigten im KiTa Zweckverband.
Auch unterstützendes nichtpädagogisches Personal – in der Praxis und in der Verwaltung – muss künftig in der Finanzierung und der Erfüllung der Mindestbesetzung Berücksichtigung finden. Es entlastet das pädagogische Personal, damit es sich vollständig seinen Kerntätigkeiten zuwenden kann. Zudem ist eine Projektfinanzierung zugunsten einer nachhaltigen Regelfinanzierung aufzugeben.
Eine weitere finanzielle Belastung stellt der Renovierungsbedarf von veralteten Gebäuden dar. Die Besserstellung von Trägern im Mietstatus gegenüber Trägern, die dem Immobilieneigentümer gleichgestellt sind, ist nicht gerechtfertigt.
Das Ruhrgebiet als größter Ballungsraum Deutschlands gilt als armutspolitische Problemregion Nummer eins. Nicht nur die hiesigen Kommunen kämpfen mit ihren Haushalten. Auch das Bistum Essen muss immer wieder kreative Wege finden, um mit der schlechten Finanzsituation – kaum Rücklagen, keine hohen Vermögenswerte, sinkende Steuereinnahmen – umzugehen. Die Pauschalaussage, dass katholische Träger reiche Bistümer als Geldgeber haben, ist schlicht falsch. Vor diesem Hintergrund ist der kirchliche Trägeranteil von 10,3 Prozent für den KiTa Zweckverband als Träger in einem finanzschwachen Bistum eindeutig zu hoch und muss reduziert werden. Nur so können die Angebote der qualitativen, modernen frühkindlichen Bildungseinrichtungen aufrechterhalten bleiben und gesetzliche Vorgaben eingehalten werden.
Bürokratieabbau
Die pädagogischen Fachkräfte haben ihre Kernkompetenzen in der Beziehungs- und Bildungsarbeit mit dem Kind. In den vergangenen Jahren haben jedoch administrative Tätigkeiten enorm zugenommen und den KiTa-Alltag verändert.
Der KiTa Zweckverband wünscht sich für alle Beteiligten und auf allen Ebenen einen radikalen Bürokratieabbau. Insbesondere bei der Zertifizierung und Re-Zertifizierung von Familienzentren besteht aktuell ein unverhältnismäßig hoher Verwaltungsaufwand. Ebenfalls unzumutbar ist der bürokratische Aufwand, den das Bundesteilhabegesetz (BTHG) verursacht. Inklusion, die individuelle Förderung von Kindern mit besonderen Bedarfen, ist vor dem Hintergrund der Chancengleichheit enorm wichtig. Es darf nicht sein, dass eine Förderung durch bürokratische Hürden verkompliziert bis unmöglich wird. Bei diesem bedeutsamen Thema brauchen Träger mehr Entscheidungsspielraum und Verantwortung. Sie sind die Expertinnen und Experten für die ihnen anvertrauten Kinder und inhaltlich-fachlich ausreichend kompetent aufgestellt.
Qualität
Qualität ist der Schlüssel für erfolgreiche Bildungsarbeit, die wiederum dem Kind zugutekommt: es stärkt und fördert und somit auf die gegenwärtige und zukünftige Lebenswelt vorbereitet. Der KiTa Zweckverband hat in den vergangenen beiden Jahren erhebliche Ressourcen im Bereich der Fachberatung geschaffen, um die Qualität der pädagogischen Arbeit weiter anzuheben und den Fachkräften Unterstützungsmechanismen zur Verfügung zu stellen.
In der Politik muss ein Umdenken stattfinden: Zum einen sind verbindliche und einheitlich festgeschriebene Qualitätsstandards notwendig. Zum anderen müssen Anreize für Träger geschaffen werden, ihre Qualität zu erhöhen und zu halten – und das bezieht sich sowohl auf die Bildung als auch auf das Personal und die Finanzierung. Es kann nicht sein, dass Träger qualitätssichernde Maßnahmen aus eigener Tasche bezahlen oder um eine Finanzierung betteln müssen. An diesem Punkt muss sich das System umkehren und klare Prioritäten setzen.
KiTas im Krisenmodus
Gerade erleben wir, dass zwei Weltergeignisse die hiesiegen Kindertageseinrichtungen enorm herausfordern: Während die Corona-Krise weiter andauert und viele Kinder noch nicht die Möglichkeit hatten, Rückstände aufzuholen, hält schon die nächste Krise Einzug. Der Krieg in der Ukraine ist längst im pädagogischen Alltag angekommen. Kinder schnappen Medienberichte sowie Unterhaltungen und Sorgen der Erwachsenen auf – und stellen Fragen: Was bedeuten Krieg und Flucht? Sind wir sicher?
Um Familien Unterstützung in der Kommunikation und den pädagogischen Fachkräften Sicherheit im Umgang mit diesem sensiblen Thema zu geben, stellt die Fachberatung umfassende Materialien und Beratungsangebote zur Verfügung. Ein Krisenstab innerhalb des KiTa Zweckverbandes analysiert die Lage im Bistum Essen und identifiziert Handlungsbedarfe. In den KiTas ist die Anteilnahme groß, es finden zahlreiche Friedens-, Solidaritäts- und Spendenaktionen statt.
Inzwischen wird die Frage laut, inwiefern Kindern mit Fluchthintergrund Angebote der frühkindlichen Bildung unterbreitet werden können. Auch in unseren Einrichtungen werden in Einzelfällen, wo es die Personalsituation zulässt, bereits ukrainische Kinder betreut. Die angespannte Corona-Lage und der große Fachkräftemangel lassen jedoch aktuell keine flächendeckende Aufnahme zu. Weil wir wissen, wir sehr traumatisierte Kinder von einem familienunterstützenden System, von Bildung und Gemeinschaft mit Gleichaltrigen profitieren würden, fordern wir mit Nachdruck entsprechende Lösungen. Die Politik muss zeitnah Rahmenbedingungen schaffen, um ankommenden Kindern die Betreuung und Fürsorge zu ermöglichen, die sie dringend benötigen.
Fazit
Der KiTa Zweckverband richtet sein Handeln auf die Kinder aus und versteht seine Arbeit damit als eine große gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Bildungserfolg ist noch immer vom sozialen Umfeld des Kindes abhängig. Das muss sich ändern! Ein langfristiger Plan ist notwendig, damit Kinder auf die Zukunft vorbereitet sind und sie diese weiterhin als lebenswert empfinden. Kinder gehören nicht zu denjenigen, die ihre Bedürfnisse und Forderungen in Form eines Kreuzchens bei einer Wahl kundtun können, daher müssen wir Erwachsene für sie einstehen.
Die Politik muss realistische Lösungen für die nachfolgenden Generationen finden – das verlangt im Bereich der Elementarpädagogik rasche und nachhaltige Entscheidungen. Der Fachkräftemangel ist Realität, die Schere von Betreuungsbedarf und ausreichend Personal klafft auseinander. Das krisengebeutelte System steht kurz vor dem Kollaps, es besteht dringender Handlungsbedarf! Es ist nicht hinnehmbar, dass pädagogische Fachkräfte ihre Belastungsgrenzen überschreiten, Familien vor Betreuungsengpässen stehen, Kindern qualitative Bildungsarbeit verwehrt wird und Menschen mit Fluchterfahrung ohne Betreuung da stehen. Wir brauchen ein Qualitätsversprechen in der frühkindlichen Bildung – unsere Kinder haben ein Recht darauf!
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Kinder haben Rechte!
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